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Ein Lebenszeichen

Es ist eine Weile her seit meinem letzten Post. Ziemlich genau ein Jahr. Nach einem Jahr der Schrödinger-(Nicht)-Existenz dieses Blogs, in dem ich zwar weder offiziell eine Auszeit angekündigt habe, noch irgendetwas gepostet habe, möchte ich nun wieder regelmäßiger für euch schreiben. Wie es zu der Pause kam und was sich in Zukunft verändern wird, möchte ich euch hier näher erklären.

Ich möchte mich kurz halten und euch nicht wie auf einem Food-Blog seitenweise meine Lebensgeschichte erzählen, bevor ihr zum Rezept für Quarksterne und Quantensuppe kommt. Weil es auf diesem Blog um Wissenschaft geht, um Physik, Quanten und ab und zu auch um das Leben in der Wissenschaft, jedoch nur selten um mich. Trotzdem muss ich leider etwas ausholen, um euch zu erklären, wie es weitergeht.

Raus aus der Wissenschaft

Ich habe, wie viele von euch vermutlich wissen, in Physik promoviert. Meine Faszination für die Quantenphysik und meine Überzeugung, dass jeder Quantenphysik verstehen kann, wenn er oder sie es denn möchte, hat mich dazu motiviert, diesen Blog zu starten. Tatsächlich hat mich das sogar davon überzeugt, meine Karriere komplett zu wechseln und Wissenschaftsjournalistin zu werden.

Warum ich keine Forscherin werden wollte? Dazu habe ich einen ganzen Artikel geschrieben (allerdings nicht hier, sondern beim Tagesspiegel und leider hinter der Paywall). In aller Kürze hatte ich dafür drei Gründe:

  1. Eine akademische Karriere ist (Achtung, persönliche Meinung:) Mist. Es ist nicht nur unglaublich schwer, Professorin zu werden, es ist auch quasi nicht planbar. Ich hab schon beim Gedanken daran, dass ich nicht weiß, in welchem Land ich nächstes Jahr wohnen werde, Schnappatmung bekommen. Fünf bis zehn Jahre im Zustand Heisenbergscher Unschärfe? Nein, danke.
  2. Wissenschaft zu kommunizieren und Leute von Physik zu begeistern, macht mir unglaublich Spaß. Damit habe ich schon in meinem Bachelor-Studium angefangen und es wurde über die Jahre immer mehr: Science Slam, Pint of Science, Magazin-Artikel, dieser Blog. Ich finde es wichtig, dass Menschen zum einen wissen, wofür Forschungsgelder eigentlich ausgegeben werden – schließlich sind das zum großen Teil Steuergelder. Zum anderen ist eine wissenschaftliche Allgemeinbildung super hilfreich, zum Beispiel um in einer Pandemie nicht durchzudrehen oder sich nicht von Esoterik-Betrügern nutzlosen Müll für viel Geld andrehen zu lassen.

    Diese beiden Gründe gipfelten im dritten Grund:
  3. Eine Karriere im Wissenschaftsjournalismus schien mir eine spannende Alternative, die mir vermutlich genauso viel Spaß machen würde, wie die Forschung. Warum also leiden?

Rein in den Journalismus

Tatsächlich hat mir dieser Blog dabei geholfen, einen Fuß in die journalistische Tür zu bekommen. Nach meiner Promotion wollte ich den Journalismus sauber erlernen und habe deshalb ein Volontariat beim Tagesspiegel in Berlin gemacht. Ein Volontariat ist so etwas wie eine Ausbildung, allerdings arbeitet man von Tag Eins an direkt im Betrieb mit, in meinem Fall einer Tageszeitung.

Angefangen habe ich mit meinem Volontariat im Juli 2022 und wer einen Blick in das Archiv dieses Blogs wirft, wird einen deutlichen Zusammenhang erkennen. Schreiben neben der Promotion war herausfordernd, aber schreiben neben einem Job, in dem man hauptberuflich schreibt, ist ätzend. Nach acht Stunden schreiben hatte ich einfach keine Lust mehr, in meiner Freizeit noch mehr zu schreiben. Deshalb wurde es auf diesem Blog immer stiller und stiller.

Dieses Jahr habe ich keinen einzigen Beitrag geschrieben. Zusätzlich zum Schreib-Problem kam das Zukunfts-Problem. Mein Volontariat ging im Juni zu Ende. Das heißt mein Jahr war geprägt vom Übernahmemöglichkeiten-Checken, Job-Suchen, Einarbeiten und Mich-Stressen.

Seit Juli bin ich nun beim c’t Magazin für Computertechnik und arbeite hier als Wissenschaftsredakteurin. Während ich beim Tagesspiegel viel rumgekommen bin (und viel gelernt habe, darf man nicht vergessen), kann ich nun endlich hauptberuflich über Wissenschaft schreiben. Dank der Schwerpunkte der c’t ist das ein großer Teil Physik und auch umwerfend viel Quantentechnologie (wen es interessiert, hier könnt ihr meine Tagesspiegel und c’t-Artikel durchwühlen).

Wie es nicht weitergeht

Mein Leidensdruck wurde im letzten Jahr ständig größer. Ich konnte mich nicht motivieren, in meiner Freizeit über die gleichen Themen zu schreiben wie in meinem Job. Gleichzeitig wollte ich meinen Blog aber nicht aufgeben. Meine Illustrationen hab ich in wissenschaftlichen Vorträgen wiedergefunden – ein großes Lob! Auch wenn ich mich nächstes Mal über einen winzigen Credit freuen würde 🙃

Ich habe viel positives Feedback bekommen, dass euch der lockere Stil meiner Texte gefällt. Ich schreibe hier in einer Weise, wie ich es in einer Tageszeitung oder einem Fachmagazin kaum könnte. An dieser Stelle: Danke an alle, die mir hier folgen und ganz besonders an alle Wahnsinnigen, die dieses Jahr neu dazugekommen sind, obwohl der Blog kein Lebenszeichen von sich gegeben hat!

Wie aber löse ich das Problem? So ganz genau kann ich es noch nicht sagen. Lange Erklärstücke werde ich leider nicht mehr hinbekommen. Auch Themen, die ich bereits beruflich abgehandelt habe, kann ich nicht noch einmal für den Blog wiederkäuen, etwa die Nobelpreise. Auch über das Leben in der Wissenschaft zu schreiben fühlt sich nicht richtig an, da ich seit mittlerweile zwei Jahren nicht mehr selbst forsche. Außerdem werde ich den englischen Teil der Website einstellen.

Wie es weitergehen könnte

Stattdessen möchte ich versuchen, über kuriose News aus der Wissenschaft zu schreiben. Über Themen, die in einem Technik-Magazin keinen Platz finden. Die Texte werden höchstwahrscheinlich kürzer. Der Quantenbezug bleibt jedoch auf jeden Fall erhalten!

Notizen machen

Auch möchte ich euch ganz direkt fragen: Was würdet ihr gern lesen? Welche Themen wünscht ihr euch? Welche Art von Texten hat euch am besten gefallen? Lass mich hören, was ihr euch wünscht!


Falls ihr euch Updates über meine Aktivitäten, Vorträge und Slams wünscht, schaut euch gern meinen Instagram– oder Bluesky-Account an. Viel Physik-, Quanten- und Sciene-Fiction-Content gibt es auch auf heise.de (leider einiges hinter der Paywall). Und falls ihr es noch nicht entdeckt habt: Im Portfolio-Bereich meines Blogs findet ihr Termine, Videos und mehr.

Damit wünsche ich euch allen noch ein paar ruhige Tage, genießt das Feuerwerk und wir sehen uns frisch und voller Tatendrang im nächsten Jahr!


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3 thoughts on “Ein Lebenszeichen

  1. Am 11.01.25 bin ich zur Ausstellungseröffnung „Quantencomputer“ im HNF in Paderborn gewesen und war von deinem Beitrag zum Thema total begeistert. Verständlich und nachvollziehbar erzählt. Danke. Ein komplexes Gebiet einfach zu erklären, ist vermutlich wenigen in die Wiege gelegt worden. Das kann jedoch nur gelingen, wenn die wissenschaftliche Expertise die Grundlage gibt. Ich freue mich Neues im BLOG oder Web zu lesen.

  2. Toll, dass es weiter geht.
    Was ich mir wünschen würde:
    Zeitschriften wie Bild der Wissenschaft und Spektrum der Wissenschaft berichten nicht sehr opbjektiv über Quantenphysik/Quantencomputing. Sie beleuchten lieber „trendige“ Sonderthemen und tragen wenig zu einer pragmatischen Einschätzung darüber bei. Da verspreche ich mir von deinen Posts eine andere Art der Kommunikation (wie gewohnt 😉)

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